
Lässt zu jeder vollen Stunde die „Internationale“ erklingen: Eine besondere Kunstuhr ist nun im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte zu sehen. Fotos: Holm Helis
Im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte hat eine beeindruckende Uhr einen Sonderauftritt erhalten. Die Kunstuhr, die die „Internationale“ erklingen lässt, war ein Geschenk an den einzigen Präsidenten der DDR, Wilhelm Pieck.
Im Deutschen Uhrenmuseum Glashütte wurde eine neue Foyer-Ausstellung eröffnet. Mit dabei eine beeindruckende Uhr, die schon einige Jahrzehnte nicht mehr öffentlich zu sehen war.
Die Großuhr erhielt Wilhelm Pieck anlässlich seines 80. Geburtstages am 3. Januar 1956. Er war der damalige Präsident der DDR. Die Kunstuhr war eine Auftragsarbeit des DDR-Ministerrates unter Mitwirkung des Glashütter Uhrenbetriebes. Laut einer Beschreibung von damals stellt die Uhr einen „Platz des sozialistischen Aufbaus“ dar. Die Anzeige der Zeit erfolgt über Zahlenringe an einem im Kunstwerk integrierten Turm. Bei laufendem Betrieb wird zu jeder vollen Stunde über ein Musikwerk der Refrain des Kampfliedes der Arbeiterklasse „Die Internationale“ abgespielt.

Hauptakteure bei der Fertigung der Uhr waren der Leipziger Goldschmiedemeister Gerhard Fraundorf, der für die kunstvolle und detailreiche Gestaltung verantwortlich war, sowie Hans-Georg Belger, der seinerzeit als Konstrukteur im VEB Glashütter Uhrenbetrieb arbeitete. Basierend auf einem elektrischen Schaltuhrwerk vom Typ 9091 aus Glashütte hat Belger das Zeigerwerk in eine 24-Stunden-Anzeige übersetzt, eine Tag-/Nacht-Anzeige integriert und eine Steuerung für das Musikwerk konstruiert. Die Fähigkeiten für diese Ingenieursleitung erlangte Belger während seines Studiums an der Fachschule für Feinmechanik und Uhrentechnik Glashütte (später Ingenieurschule für Feinwerktechnik), wo er 1951 zum ersten Jahrgang von Ingenieurschülern zählte.
Wilhelm Pieck, ab April 1946 gemeinsam mit Otto Grotewohl Vorsitzender der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED), war 1949 bis 1960 erster und einziger Präsident der DDR. Der eigentliche Machthaber der DDR war Walter Ulbricht in seiner Funktion als Generalsekretär, beziehungsweise Erster Sekretär des ZK der SED. Nach Piecks Tod wurde das Amt des Präsidenten abgeschafft und ersetzt durch den „Staatsrat der DDR“, einer kollektiven Form des Staatsoberhauptes
Quelle: Ulrich Voss / Blickpunkt Uhren