
Die Uhren von Despoten und Diktatoren
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Im kleinen Einmaleins der großen Despotien kommt dem Führerkult eine nicht ganz unbedeutende Rolle zu. Klar, dass das Outfit des geneigten Diktators stimmig in die Inszenierung zu passen hat. Zusätzlich zu Zuckerbrot und Peitsche gibt ein schicker Zeitmesser am Handgelenk dabei ein ordentliches Plus für die eigenen Charisma-Punkte. Und was eignet sich besser, um die Stimmung der Clique hoch zu halten, als hier und da mal eine kleine Zuwendung aus der persönlichen Uhrenschatulle? Umso geschickter, wenn persönlicher und staatlicher Besitz eh ein- und dasselbe sind.
Welche Uhr das Vertrauen der einzelnen Despoten gewinnen konnte, soll diese Auflistung anschneiden, die natürlich frei von politischen Ansichten ist und sich lediglich auf die Uhrenwahl beschränkt.
Kubanische Kommunisten und Rolex: Fidel Castro & Che Guevara

Fidel Castro ließ sich nicht lumpen: Die Cohiba lässig im Mundwinkel und gleich zwei Rolex-Uhren am Arm, selbstverständlich am Linken. Der Legende nach soll eine Day-Date die Zeit in Havanna, eine Submariner die in Moskau angezeigt haben.
Die dahingehend etwas praktikablere GMT Master soll übrigens sein Compagnon Che Guevara eingesackt haben. Die Genossen vom kubanischen Proletariat werden wohl lieber was zu essen gehabt haben. Sollen sie halt Mojito trinken!
Ost-Block-Bolschewisten als Datejust-Fans
Ohnehin scheint die Krone auf dem Zifferblatt aller Rolex‘ die revolutionären Bilderstürme ohne großen Schaden überlebt zu haben. Der sowjetische Generalsekretär Breschnew hatte genauso eine Datejust wie Bruder im Geiste Erich Honecker. Selbst Mao Zedong soll stolzer Besitzer zweier Uhren dieses Modells gewesen sein. Erst mal an den Schalthebeln der Macht, ist der Widerspruch zwischen kommunistischem Anspruch und kapitalistischer Wirklichkeit halt plötzlich nicht mehr gänzlich unvereinbar. Irgendwie seltsam klar, dass sie allesamt die Version in Gold bevorzugten.
Sowjetische Generalsekretäre: von H. Moser bis Poljot

Breschnews‘ Vorgänger Chruschtschow fiel hier allerdings etwas aus der Reihe. Er trug sein Modell aus sowjetischer Produktion lieber am rechten Handgelenk. Und sowieso nur, wenn es unbedingt notwendig war, da Armbanduhren – seiner Meinung nach – die Zirkulation des Blutkreislaufs störten. Eine Erweiterung des Armbands wäre aber schon drin gewesen, Genosse Generalsekretär!

Was Stalins Uhr betrifft, so sieht die Sache schon etwas schwieriger aus. Zumindest konnten wir keinen Beleg finden, dass der sowjetische Diktator eine Armbanduhr getragen haben soll. Allerdings veranlasste er die Gründung von Poljot (Sturmanskie) und soll die Designs der Zifferblätter sogar persönlich überwacht haben.

Auch da Armbanduhren selbst bei Revoluzzern seiner Zeit noch wenig en Vogue waren, hielt Alt-Bolschewist Lenin übrigens eine Taschenuhr von H. Moser & Cie in Ehren. Vermutlich ein Erbe seines Aufenthaltes in der Schweiz, wo er sich vor den Häschern des Zaren verstecken musste. Ob er die Uhr schon hatte, als er mit Hilfe kaisertreuer Deutscher nach Russland reiste, um dort den Kommunismus loszutreten, ist uns hingegen nicht bekannt.
DDR-Despot Honeckers persönliche Uhrenproduktion

Wollte sich Honecker gerade nicht bei den sowjetischen Generalsekretären anbiedern, in dem er die beliebte Rolex Datejust ums Handgelenk schnallte, griffen er und seine Uhrenfreunde aus dem ZK der SED durchaus auch auf heimische Modelle zurück.

So hatten die VEB Glashütter Uhrenbetriebe (vormals u.a. Lange & Söhne, nach der Wende: Glashütte Original) extra eine limitierte Kollektion herzustellen, womit die Herren der Partei Staatsbesuche und sich selbst eindecken konnten (beispielsweise via sog. „Ehrgeschenke“). Dahingehend schon geschickt, so eine Alleinherrschaft.
Hitlers Gunst und Günstlinge

Man munkelt, dass der „GröFaZ“ eine seinerzeit frisch lancierte Jaeger-LeCoultre Reverso am nicht-ausgestreckten Arm getragen haben soll. Für uns plausibler scheint jedoch ein ähnliches aber deutscheres Modell von A. Lange & Söhne zu sein. Eine von mehreren kleinen Zuwendungen, zu denen er nicht nein sagen konnte. Auch Uhrmacherlegende Alfred Helwig schreckte nicht davor zurück, dem Diktator persönlich eine Uhr zu übergeben und das sogenannte „Hitler-Tourbillon“ nach ihm zu benennen.

Hitler selbst verschenkte ebenso gerne Modelle von A. Lange & Söhne oder Deutsche Uhrenfabrikation-Uhren (DUF), in despotischer Zurückhaltung mit eigener Unterschrift und Widmung eingraviert. Auch Mätresse Eva Braun kam dabei mit einer expansionistisch brillantierten Uhr von „Eszeha“ gut weg, einer Marke der Scheufele-Familie, die heute hinter Chopard steht.
Saddam Husseins Schäferstündchen mit Rolex

Haitham Wihaib, dem ehemaligen Protokollchef des irakischen Präsidenten Saddam Hussein, darf man folgender Geschichte lauschen: Seine Aufgabe war es, die Spuren seines Chefs zu verwischen, nachdem der Präsident ein paar Stunden bei einer seiner Gespielinnen verbracht hatte. Zu seiner Überraschung fand er die Rolex Day-Date des Diktators neben dem Bett liegend. Nach einem kurzen Zwischenspurt zum Mercedes des Diktators, um ihm die Uhr zurück zu geben, überließ dieser ihm die brillantierte Day-Date in Gold kurzerhand. Offensichtlich hatte Saddam Hussein einen recht befriedigenden Tag gehabt. Die Uhr soll einen Wert von GBP 100,000 haben, wenngleich es nicht seine letzte gewesen sein wird.
Muammar al-Gaddafi: Grünes Buch, grüne Patek

Das Spiel der Tyrannei kannte Muammar al-Gaddafi allemal: Die Revolution gegen das Königshaus war gewonnen, die Ideologie mit seinem grünen Buch voller gesammelter Lehren unters Volk gebracht. Nun musste er nur noch mit kleinen Zuwendungen aus der Uhrensammlung hier und da für gute Stimmung sorgen.

Nach dem Verscherbeln des zum Staatseigentum erklärten Öls, durfte es da dann schon auch mal eine Patek Philippe sein, die er ausgewählten Untergebenen zukommen ließ (und die später bei Christies für $193,750 unter den Hammer kam). Für den täglichen Gebrauch favorisierte Gaddafi allerdings eine Rolex Daytona oder eine Datejust in Bicolor.
Nordkoreas Kim-Familie und ihre Uhren

Die drei Kims aus Koreas Norden sind sich zwar einig, was den Kult um die eigene Person angeht, aber ihr Modebewusstsein variiert von Generation zu Generation. Klar, klassischer Anzug oder Militär-Tracht gehen als Diktator auf Lebenszeit immer. Uhrentechnisch hielt es Opa Kim Il-Sung wohl jedoch mit einer Omega Constellation in Gold, während Enkel Kim Jong-un die alten Kontakte aus seiner Schulzeit in der Schweiz pflegt und meist eine verhältnismäßig schlichte Movado Moderna trägt.

Mag die Uhr am Handgelenk auch noch so schön sein, die Hände der hier aufgeführten Despoten bleiben blutig
Quelle: montredo.com