
Harald Lloyd erschafft 1923 in "aussgerechnet Wolkenkratzer" die berühmteste Filmuhr der Welt
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Manchmal schreibt die Wirklichkeit die unglaublichsten Geschichten, wenn man nur Augen und Ohren offen hält, denn als Komiker Harold Lloyd auf einem Spaziergang beobachtete, wie Bill Strother das zwölfstöckige Brockman Building in Los Angeles erklomm, während eine Menschenmenge das todesmutige Unterfangen bestaunte, war die Idee zu seinem insgesamt vierten Film geboren.
Strother soll von Lloyd noch an Ort und Stelle das Angebot erhalten haben, eine Rolle in Ausgerechnet Wolkenkratzer! zu übernehmen, was dieser sofort annahm. Herausgekommen ist ein durch seine Bilder ewig in den Annalen des Mediums verinnerlichtes Meisterwerk, welches nicht zuletzt von dem Für und Wider von Ambition und Ehrgeiz erzählt, doch genauso von der Menschenmühle Kapitalismus.
Ähnlich wie die Produktionen seiner Kollegen Charlie Chaplin oder Buster Keaton ist auch Ausgerechnet Wolkenkratzer! ein Film der großen Metaphern. Neben der berühmten Szene, in welcher Harold an den Zeigern einer Uhr hängt und in die Tiefe blickt, ist es auch das Klettern einer Fassade an sich, welches den Aufstiegsgedanken beinhaltet, welcher tief in Menschen wie Harold eingebläut ist.
Die mehr als offensichtliche Anspielung auf das Konzept der „Leiter des Erfolges“, nach der bestimmte Eigenschaften einem Menschen Wohlstand und Glück verschaffen, ist, in Bezug auf das Kaufhaus, welches sich in dem Gebäude befindet, mehr eine Widerspiegelung der Betriebshierarchie, die der todesmutige Harold nun erklimmt und dabei zur Belustigung der Menge sowie der Begeisterung seines Vorgesetzten sein Leben riskiert.
Es ist die Stärke eines Charakters, wie ihn Lloyd in seinen Filmen schuf, eines mittelständischen jungen Mannes, die Fehler dieses Modells offenbar zu machen, welches besonderer Verrenkungen bedarf oder eben entsprechender Beziehungen, damit sich seinen bescheidenen Traum vom Erfolg erfüllen kann.
Zeit ist Geld
Mehr noch als der Einsatz eines Einzelnen und der harten Arbeit sind vor allem Faktoren wie Zeit und Geld entscheidend in einer Welt, wie sie Ausgerechnet Wolkenkratzer! zeigt. Neben dem bereits erwähnten Bild von Harold am Minutenzeiger der Uhr, sind über die Handlung verstreut viele Anspielungen auf die Tyrannei der Zeit, angefangen bei der Stechuhr im Kaufhaus bis hin zu einer halsbrecherischen Fahrt durch die Straßen der Großstadt, damit man nicht zu spät zur Arbeit kommt.
Kombiniert mit jenen bis heute noch turbulenten Kamerafahrten sowie dem vollen Körpereinsatz Lloyds wird schnell klar, warum gerade dieser Komiker und seiner Filme unter anderem als Modell für Actionfilme wie John Wick herhalten. Ähnlich wie der von Keanu Reeves gespielte Killer ist auch eine Figur wie Harold ein Sklave der Zeit, muss ewig gegen sie kämpfen und riskiert dabei Kopf und Kragen.