Bekanntermaßen wurden die späteren Serienmodelle der legendären Beobachtungsuhren der Reichsluftwaffe im 2. Weltkrieg ca 15.000 mal produziert, es waren bekannte Uhrenmanufakturen dabei, die lediglich die Endmontage der Werke anderer manufakturen - z.B. Lange & Söhne Glashütte - durchführten
Entwickelt bis zur Serienreife wurde die B-Uhr oder Beobachtungsuhr der Reichsluftwaffe in der Glashütter Manufaktur Lange&Söhne
Inhalt der entsprechenden Ausschreibung des Reichsluftfahrtministeriums in Berlin 1935:
Betrifft: Uhren, Chronometer, Ziffernblätter Wie auf S. 3 des Entwurfs für ein neues Naut. Jahrbuch der Luftfahrt berichtet wurde, wird in Vorschlag gebracht, die für die Zwecke der astronom. Navigation benötigten Uhren und Chronometer anstelle der Stundeneinteilung mit entsprechender Grad-Teilung zu versehen.
Die Gründe, die für diese Bezifferung sprechen, sind in dem Entwurf bereits aufgezeichnet. Die Herstellung solcher Uhren dürfe keine Schwierigkeiten bereiten. Eine Rücksprache bei einer maßgebenden deutschen Uhren firma ist bereits in die Wege geleitet. Bezüglich der Einrichtung des Ziffernblatts lassen sich Vorschläge zur Ausführung bringen, von welchen einige im Anhang zur Darstellung gebracht worden sind.
Der gangbarste Vorschlag ist m. E. der Vorschlag, der von Reg.Rat Dr. Rapsold von der Deutschen Seewarte gemacht worden ist. Die Forderungen, die an das Ziffernblatt einer Uhr, sei es B-Uhr oder bodenständiger Chronometer, zu stellen sind, sind: Deutliche Bezifferung; Eindeutige und leichte Möglichkeit, die richtige Zeit abzulesen.
Um diesen Gesichtspunkten gerecht werden zu können, muss zunächst einmal auf jede Doppelbezifferung, woran z. B. bezüglich der Verwendung der Uhr sowohl für Zwecke astron. Ortung als auch als gewöhnliche Zeituhr gedacht werden könnte, verzichtet werden. (Lindberg Longines Uhr) Ferner muss verzichtet werden auf jede Art von verstellbaren Ziffernblättern, um z. B. Stand, Länge usw. berichtigen zu können, dies auch aus Gründen, um bei den verschiedenartigen Vorzeichen Irrtümer bei der Einstellung zu vermeiden.
Zu prüfen ist die Frage, ob B-Uhren Zeigerstoppvorrichtungen erhalten sollen, um die Möglichkeit zu schaffen, die Uhren nach der M.G.Z. einregulieren zu können. Die Seewarte ist der Ansicht, dass der Gang guter B-Uhren nicht beeinflusst würde. Über diese Frage wird sofort ein weiteres Gutachten der Firma Lange & Söhne eingeholt... Bezüglich der Eigenschaften der B-Uhren sind an diese folgende Allgemeinforderungen zu Stellen:
1.) großer Widerstand gegenüber Erschütterungen,
2.) absolute Zuverlässigkeit bei niedrigen Temperaturen bis -20°C
3.) gleichmäßige und kontrollierte Gangeigenschaften auch in den unter 1) und 2) genannten Fällen.
In der äußeren Form müssen alle B-Uhren als Armbanduhren ausgeführt sein. Was die unter 1) und 2) aufgeführten Forderungen betrifft, so liegen über diese Punkte von deutschen Uhren bisher noch keine Erfahrungen vor, so dass Allgemeingültiges, insbesondere über den Gütegrad deutscher Uhren bei niedrigen Temperaturen noch nichts gesagt werden kann. Es befindet sich jedoch 1 B-Uhr einer namhaften deutschen Fabrikation z. Zt. bei der Chronometerstelle der Deutschen Seewarte zur Prüfung.
Uhren anderer deutscher Fabrikate sollen zu diesen Prüfungen ebenfalls eingefordert werden und wird über den Ausfall der Prüfung zur gegebenen Zeit berichtet werden. Dasselbe gilt für Sternzeituhren, von denen 1 deutschen Fabrikats (Junghans) und eine Schweizer (Zenith) ebenfalls z.Zt. noch geprüft werden.
Zu beobachten ist bei allen Uhrenprüfungen bei niederen Temperaturen, dass die Uhren mit ausgefrorenem Öl versehen sind. Die Sternzeituhren würden bei Einführung der ‘Teilung entspre chend den anderen astronomischen Uhren dieselbe Bezifferung erhalten. Dasselbe gilt für die Bezifferung der Zeitzeichenschemata
Frühere Entwicklungsstadien der neu zu entwickelnden Navigations B-Uhr:
Bei Lange&Söhne in Glashütte wurden im Auftrag des Reichsluftfahrtministeriums zwischen 1935 und 1941 insgesamt 189 Prototypen früher B-Uhren aus vorhandenen Kaliber 43 oder 45 DUF Taschenuhrenkalibern produziert, welche z. T. auch tatsächlich an das Reichsluftfahrtministerium ausgeliefert wurden und dort im Flugeinsatz getestet wurden, ab 1935 im Flugeinsatz, ab 1939 tatsächlich auch im Kampfeinsatz
Diese Prototypen - Einer davon war das Stück Militäruhrenge-schichte dieses Angebotes - verfügten, obwohl als Basis der Entwicklung das Lange&Söhne Standard Taschenuhrkaliber 43 verwendet wurde, bereits über die wesentlichen Bestandteile der späteren Standard B-Uhren
- Zifferblatt Baumuster A
- Sekundenstopp (allerdings über die Olive und nicht wie später über die Krone)
- Zwiebelkrone
- schwarzes Zifferblatt mit Leuchtziffern und Leuchtzeigern
- Zentralsekunde
- Unterzug Langriemenarmband
- für eine Armbanduhr überdurchschnittliche Größe von 55mm, was dann auch die spätere Standardgröße für die B-Uhren der deutschen Luftwaffe wurde
Eine dieser Lieferungen von Lange&Söhne an das Reichsluftfahrtministerium ist belegt in Konrad Knirims "Bibel der Militäruhren", Seite 335, für den Prototypen Werknummer 92665 am 31. März 1936. Nachdem das Exemplar dieses Angebotes schon im März 1935 zur Auslieferung vorgesehen war, handelte es sich offensichtlich um ein sehr frühes Exemplar dieser Kleinstserie
Im Rahmen dieser Tests wurden die späteren Aufgaben und Eigenschaften einer RLM B-Uhr definiert: der Sekundenstopp, Gehäuse und gedrückter Boden, Größe und Zifferblattdurch-messer, Verwendungsnummer, Aufbau des Zifferblattes mit gut ablesbaren Ziffern, späterer Tausch der Zifferblätter von Baumuster A zu Baumuster B der besseren Ablesbarkeit wegen, große Zentralsekunde etc.
Die 189 Prototypen mit Taschenuhrkalibern aus dem Hause Lange & Söhne wurden teilweise in angedachten Zifferblattvarianten mit Gradeinteilung probeweise hergestellt, welche niemals in Serie oder nur in Kleinstserien hergestellt wurden
Obwohl sie - soweit das Zifferblatt des späteren Baumusters A verwendet wurde - auf den ersten Blick - wie das Artefakt dieses Angebotes - der späteren "RLM Standard B-Uhr" sehr ähnelten, gab es noch gravierende Unterschiede zum späteren Standard:
- die verwendeten Taschenuhrkaliber 43 und 45 waren einen Tick kleiner als die späteren Standardwerke der B-Uhren
- die Prototypen hatten gelötete Stege im Gegensatz zu den am Stück mit dem Gehäuse verbundenen Stege der Serienproduktion
- die Prototypen hatten Scharniere und einen inneren Werkschutzdeckel, der spätere Standard hatte nur einen gedrückten Boden
- Zeigerstellung Prototyp erfolgte wie bei Taschenuhren und noch nicht über die Krone
- die Prototypen hatten zumeist die typische Zwiebelkrone früherer Taschenuhren, welche später, der einfacheren Bedienung mit Handschuhen wegen, scharf geriffelt waren
- die Prototypen waren im Werk noch signiert wie Lange & Söhne Taschenuhren: "Deutsche Uhrenfabrikation Glashütte", die Serienmodelle später in klarer Schrift nur noch "A. Lange & Söhne"
- sämtliche Lange & Söhne Prototypen bewegen sich um die Werknummer 92.650, die späteren Standard B-Uhren von Lange bewegten sich um die Werknummern 210.000 - 215.000
- Werksarchitektur: Unruhe befindet sich gegenüber dem Aufzugsrad
Bei dem mehr als musealen, fast einzigartigen Artefakt dieses Angebotes handelt es sich ohne jeden Zweifel um ein Exemplar dieser 189 Prototypen aus dem Hause Lange & Söhne aus der Mitte der 30er Jahre: jedes Einzelne der o.g. Merkmale trifft zu
Es ist in der Literatur belegt - Konrad Knirim "Military Timepieces, Seite 335 - das der Prototyp dieses Angebotes Anfang 1935 gebaut und geliefert worden sein musste, da die Auslieferung eines 11 Werknummern "älteren" Prototypes an das Reichsluftfahrtministerium belegt am 31. März 1935 erfolgte
Hinzu kommt als eindeutiger Beweis: Das museale Artefakt dieses Angebotes ist nur 11 Werknummern entfernt von einem in der Fachliteratur beschriebenen B-Uhr Prototypen aus 1936: 92665 und 92654
Berücksichtigt man die Tatsache, dass die meisten der 189 Prototypen aus dem Hause Lange&Söhne tatsächlich im Kampfeinsatz getestet und geflogen, dabei viele "abgeschossen" und vernichtet wurden, sowie den natürlichen Schwund durch Alter, Verlieren und unwissende Erben in immerhin mittlerweile 90 Jahren, kann man davon ausgehen, dass es heute weltweit definitiv weniger als 100 Stück dieses militärischen Meilensteins und Stück Fliegeruhrengeschichte noch gibt und diese befinden sich in Privatsammlungen und Museen
Ich habe in 30 Jahren Militäruhren Sammelleidenschaft hunderttausende von Militäruhren online, in Auktionskatalogen oder auf Auktionen gesehen - noch n i e m a l s war einer der 189 Lange & Söhne Prototypen dabei
Das Artefakt d i e s e s Angebotes könnte das Letzte seiner Art sein, welches jemals wieder auf den freien Sammlermarkt angeboten wird
Früheste RLM B-Uhr mit Zentralsekunde aus 1936, A. Lange & Söhne Glashütte i.Sa., einer von nur 189 Prototypen der späteren Standard Beobachtungsuhr der Reichsluftwaffe, Gehäusenummer Nr. 92654
Nickelgehäuse, Gehäuse mit innerem Werkschutzdeckel, beide Deckel an Scharnier
Werk Kaliber ALS 43, 43mm Werkdurchmesser, Sekundenstopp-vorrichtung über die Olive
Werknummer 92654, es ist keine Gehäusenummer angegeben (weil Prototyp), Zifferblatt Baumuster A, gelötete Stege, Zeigerstellung nicht über Krone, sondern seitlichen Hebel
Schwarzes Zifferblatt Baumuster A mit arabischen Leuchtzahlen, große Leucht - Stundenskala mit arabischen Zahlen, Leuchtzeiger, Leucht-Zentralsekunde
DUF Taschenuhr Kaliber 43 wie verwendet für alle 189 Prototypen der Reichsluftwaffe
Herstellungsjahr 1935, das herrliche Stück (Militär)Uhrengeschichte läuft an und durch (Ganggenauigkeit nicht geprüft)
Laut Archivauszug des Uhrenmuseums in Glashütte geplanter Verkauf (zu Versuchszwecken) am 28.3.1935 an die Deutsche Seewarte Hamburg. Das Exemplar dieses Angebotes wurde laut Archivauszug warum auch immer gegen ein b a u g l e i c h e s anderes Exemplar der Kleinserie getauscht, vermutlich war eine Kleinigkeit defekt oder sie war noch nicht fertig eingeregelt
Dieser dokumentierte Austausch ändert aber nichts an der Tatsache, dass das einmalige Artefakt dieses Angebotes einer der 189 Prototypen dieser Kleinserie und bereits im März 1935 (!!) fertiggestellt war
Auch belegt der Archivauszug, dass das Stück Militäruhrengeschichte dieses Angebotes bereits im März 1935 exakt den oben zitierten Anforderungen der Reichsluftfahrtministeriums hi9nsichtlich Zifferblatt und Gradeinteilung entsprach
Ein e i n m a l i g e s, museales Artefakt und Stück Militäruhrengeschichte: zig Millionen Male wurde die Deutsche B-Uhr der Luftwaffe in den letzten 80 Jahren weltweit kopiert, einige zehntausend Originale wurden im 2. Weltkrieg gebaut und eingesetzt im Kampfeinsatz, d a s s ist die definitiv erste B-Uhr, die jemals gebaut wurde!
EZ: 2 - normale, kaum erkennbare Alters- und Gebrauchsspuren, keine Schäden oder tiefe Kratzer, läuft an und durch, Glas hat Kratzer und könnte mal ersetzt werden, aber das war wohl auch nicht original