F. W. Kreis Berlin
Kreis F. W. Berlin Maschinengewehr Stoppuhr Fliegertruppe WK 1 Jasta Fliegeruhr
Kreis F. W. Berlin Maschinengewehr Stoppuhr Fliegertruppe WK 1 Jasta Fliegeruhr
Verfügbarkeit für Abholungen konnte nicht geladen werden
Frühe, extrem seltene F. W. Kreis Berlin Maschinengewehr Stoppuhr der kaiserlichen Fliegertruppen und "Jasta" Jagtstaffelndes 1. Weltkrieges unter Baron Richthofen und Ernst Udet.
Der "Militäruhrenpapst" Konrad Knirim bezeichnet dieses Modell von F. W. Kreis Berlin als Maschinengewehr Stoppuhr und zeigt sogar ein orig. Bild eines Cockpits aus Zeiten des 1. Weltkrieges, in dem genau dieses Modell angebracht ist. Das seltene Stück Militäruhrengeschichte dieses Angebotes hat exakt dasselbe Zifferblatt, nur ist es "F. W. Kreis Berlin" signiert und nicht wie auf Knirims Bild "Eigentum der Fliegertruppen", das aber im exakt selben Schwung und Design.
Entweder handelt es sich um ein Exponat vor einer größeren Bestellung der Fliegertruppen, für die dann eigens ein eigenes Zifferblatt gestaltet und angefertigt wurde, um ein Exemplar aus den letzten Kriegsmonaten, als zusammengebaut wurde, was an Material, Einzel- oder Ersatzteilen noch verfügbar war, ähnlich wie bei den "D.H." signierten - oder eben nicht signierten - Dienstuhren des Heeres im 2. Weltkrieg.
Es könnte sich aber auch um ein im Kampfeinsatz beschädigtes Original handeln, dessen Zifferblatt während einem Service oder Reparatur ausgetauscht wurde, als keine "Eigentum der Fliegertruppe" Originalzifferblätter mehr vorrätig waren. Auffällig und aussagekräftig ist auf alle Fälle derselbe Schwung der Original-signatur, sowas ist nicht zufällig.
Zustand
Uhr läuft und funktioniert (Ganggenauigkeit nicht getestet)
EZ: 2 guter Sammlerzustand, normale, erkennbare Alters- oder Gebrauchsspuren,
Geschichte der Uhrenmanufaktur F. W. Kreis Berlin
(Quelle: Docplayer.org)
In der Literatur findet man kaum nähere Angaben zum Tätigkeitszeitraum des Ingenieurs Friedrich Wilhelm Kreis und seiner Firma.
Die Recherche in den Berliner Adressbüchern, in den Unterlagen vom Amtsgericht Berlin und vom Landesarchiv Berlin führte schließlich zu der Erkenntnis, dass der Unternehmer F. W. Kreis trotz der wirtschaftlich schwierigen Zeit des 1.Weltkrieges und der folgenden Inflation über einen schicksalsbedingt kurzen Zeitraum sehr erfolgreich war.
Im Berliner Adressbuch 1916 taucht im Einwohnerverzeichnis erstmals der Name auf: Kreis,F.W.,Prokurist,Schöneberg, Bozener Str. 22.
Die Einträge im Adressbuch stellen ja immer den Zustand des Vorjahres dar, also muss Kreis sich bereits im Laufe des Jahres 1915 in Berlin gemeldet haben. Der Eintrag 1917 lautete dann:Kreis, F.W., Taschenuhren en gros,Schöneberg, Bozener Straße 22 III.
Schöneberg war damals noch ein Vorort von Berlin und plötzlich gab es hier in der 3. Etage des noch existenten Hauses einen Uhren Großhändler.
Wieder ein Jahr später, also 1918 mit dem Zustand von 1917, findet man die Firma F. W. Kreis auch im Uhren Branchenteil und zwar gleich in mehreren Rubriken:
Astronomische Verschiedene Uhren, Kontrolluhren
F. W. Kreis, der in den Einträgen auch als Kaufmann, Techniker und Ingenieur auftauchte, war Inhaber der bekannten Firma Strasser & Rohde geworden und verlegte sinnvoller Weise den Firmensitz an den Ort seiner schon bestehenden Firma. Im Branchenteil des Berliner Adressbuches tauchen zwei Jahre später dann beide Firmen unter derselben Adresse an einem neuen Ort auf.
F. W. Kreis muss also sehr erfolgreich gewesen sein, denn er kaufte um 1920/21 für sich und seine Frau Pauline ein hübsches, heute noch existierendes Landhaus im vornehmen Westend: Eichenallee 14.
Aber es kommt noch besser: Ein Jahr später erwarb F.W. Kreis auch den Geschäftsbau Hardenbergstr. 20 am Bahnhof Zoologischer Garten, dem Geschäftszentrum des Goldenen Westens, nahe Kurfürstendamm von der Schlösser’schen Erbengemeinschaft.
Das Haus blieb mindestens bis zum Ende des Krieges im Besitz der Familie. Die Adressbücher klären aber noch nicht, woher F.W. Kreis so plötzlich in Berlin auftauchte, auch nicht, wann und wie es zur Firmengründung kam. Im Amtsgericht Charlottenburg findet man nur noch die HRA Karteikarte mit dem Hinweis des letzten Inhaberwechsels.
Große Teile des Handelsregister Aktenbestandes wurden im 2.Weltkrieg zerstört. Andere, längst gelöschte HR Akten sind aber an das Landesarchiv Berlin gegeben worden.
Die nicht mehr vollständige Akte Abt. 90 HRA Nr. 46238gibt Auskunft über den Werdegang der Firma:
Danach erschien F.W. Kreis am 26.Mai 1917 im Königlichen Amtsgericht Mitte und füllte eine Fragebogen für den Eintrag in das Handelsregister aus.
Aus seinen Eintragungen geht hervor, dass er nach zwei Jahren Heeresdienst nun entlassen sei, dies könnte zu diesem Zeitpunkt auf eine schwere Kriegsverletzung hindeuten.
In dem Fragebogen geht es darum, „ob Ihr Gewerbebetrieb firmenpflichtig ist.“
Als Geschäftsbeginn gibt F.W. Kreis den 1.Mai 1917 an, das Geschäftslokal ist Berlin Schöneberg, Bozenerstr. 22, Größe der Räumlichkeiten vier Zimmer, Mietwert der Betriebsräume MK 1900 pro Jahr.
Ganz offensichtlich muss F.W. Kreis durch seinen Kriegseinsatz in den Kontakt mit der damals entstehenden Fliegertruppe des Deutschen Reiches gekommen sein. Nur so lässt sich erklären, dass heute etliche Dienst Taschenuhren und Dienst Armbanduhren von dieser Firma auftauchen (siehe KNIRIM). Ebenso gibt es Borduhren und Taschen Chronographen.
Wie wurde aber F.W. Kreis-Inhaber der Firma Strasser & Rohde ? Hierzu wurden die diesbezüglichen Beiträge von den Herren HERKNER, KUMMER und DITTRICH zu Rate gezogen.
Wenn die Fachautoren auch teils widersprüchlich Aussagen machen, so scheint doch eins richtig: Friedrich Wilhelm Kreis war im Zeitraum von 1918 bis zu seinem Tode der Inhaber von Strasser & Rohde in Glashütte und hatte den Sitz der Firma nach Berlin verlegt.
HERKNER schreibt hierzu: 1918 pachtete der Ing. Paul Weiß das Unternehmen und erwarb es nach dem Tod von Wilhelm Kreis.
KUMMER schreibt: 1918 hatte Rohde - Strasser war schon einige Jahre zuvor ausgeschieden - die Firma an einen Uhrengroßhändler aus Berlin namens Kreis verkauft. Dieser verlegte den Firmenhauptsitz nach Berlin, auch alle Verkäufe liefen über ihn. Ob zu dieser Zeit Weiß bereits an der Firma beteiligt war, oder lediglich der technische Leiter war, ist mir unklar.
DITTRICH schreibt:
Der neue Inhaber, Uhrmachermeister Paul Weiß, der nach Strassers Tod von Gustav Rohde für 24.000 Goldmark das Inventar und die Lagerbestände der Firma übernahm.
Anmerkung hierzu : Ludwig Strasser starb am 12.08.1917. Es ist anzunehmen, dass nach dem Verkauf Anfang 1918 durch Gustav Rohde (1849-1930) – er war also bereits 69 Jahre alt - bei Strasser & Rohde keine Marine Chronometer mehr hergestellt wurden.
Nach KUMMER wurden in dem Zeitraum von 1918 bis 1925 ca.300 Sekunden-Pendel-Uhren hergestellt. Nach 1925 wurden nur noch wenige Präzisions-Pendeluhren hergestellt!
Ansonsten wurden bereits in den letzten Kriegsjahren Dienst-Taschenuhren, Stoppuhren und Chronographen unter der Firma F.W. Kreis angeboten. Besonders die Fliegertruppen des deutschen Heeres wurden mit Uhren aller Art ausgestattet. Die Chronographen waren mit Le Phare-(siehe KNIRIM) bzw. Moeris-Werken ausgestattet. Im zivilen Bereich wurden die Taschenuhren mit der Marke RONDA beschriftet.
Kurze Beschreibung und Authenzitätsnachweis aus der "Bibel der Militäruhren" von Konrad Knirim und www.deutscheluftwaffe.de
Beschreibung:
Preußische Fliegertruppen im 1. Weltkrieg:
- Spezial-Taschenuhren zum Einhängen ins Armaturenbrett, Krone unten, Beschriftung Zifferblatt: ‘Eigentum der Fliegertruppen, F. W. KREIS BERLIN. W.
- Nickelgehäuse Gravierung Rückdeckel: ‘P.u.W.’ und ein Propeller mit Flügeln.
Einsatz:
Im Ersten Weltkrieg begann das Militär, die neu entstandene Flugzeugtechnik für sich zu nutzen. Erst im Oktober 1916 werden die Fliegereinheiten unter der Bezeichnung ‘Deutsche Luftstreitkräfte’ unter Generalleutnant von Höppner zu einer selbständigen Waffengattung zusammengefasst.
Bei den ersten königlich preußischen und bayerischen Militär-Fliegern hatte man Taschenuhren mit der Aufzugskrone nach unten zum Einhängen in ein Flugzeug Cockpit. Sie waren signiert ‘Eigentum der Fliegertruppen’ und auf der Rückseite ‘P.u.W’ mit einem Propeller mit Flügeln, oft mit Eisengehäuse, aber auch mit Nickelgehäuse.
Diese Uhren wurden von dem Uhrenhändler F. W. Kreis in Berlin geliefert, hatten aber wohl Schweizer Ursprung (Signatur ‘F. W. Kreis W. Berlin W.’). Bilder von Fliegern des 1. Weltkrieges zeigen sehr häufig, wie in dem gezeigten Bild von Flugzeughersteller Fokker und Fliegerleutnant Wintgens, die Armbanduhr unter dem Ärmel.
Borduhr / Taschenchronometer - der Fliegertruppen, Baujahr: ca. 1917
Messbereich: 24-Stundenanzeige auf dem Ziffernblatt Hersteller des Uhrwerkes: unbekannt, schweizer Fabrikat
Lieferer: F.W.Kreis, Berlin W. avur auf Deckel:
F.L.Z. (Fliegertruppenzeugamt) mit Fliegertruppensymbol, Besonderheiten:
Ring für Uhrenkette,
Borduhr / Taschenchronometer -der Fliegertruppen, Baujahr: ca. 1918
Messbereich: 24-Stundenanzeige auf dem Ziffernblatt Hersteller des Uhrwerkes: unbekannt, schweizer Fabrikat, Lieferer:
F.W.Kreis, Berlin
Gravur auf Deckel: F.L.Z.
(Fliegertruppenzeugamt) mit Fliegertruppensymbol
Borduhr / Taschenchronometer -der Fliegertruppen, Baujahr: ca. 1918
Messbereich: 24-Stundenanzeige auf dem Ziffernblatt Hersteller des Uhrwerkes: unbekannt, schweizer Fabrikat, Lieferer:
F.W.Kreis, Berlin W.
Gravvur auf Deckel: F.L.Z.
(Fliegertruppenzeugamt) mit Fliegertruppensymbol
Stoppuhr Baujahr: ca. 1917
Geschichte militärischer Armbanduhren
Die Geschichte der militärischen Armbanduhr nahm ihren Anfang im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Noch im amerikanischen Bürgerkrieg (1861 – 1865) wurden ausschließlich Taschenuhren verwendet und auch das nur von Offizieren, welche sich solche technischen Errungenschaften überhaupt leisten konnten.
Zu diesem Zeitpunkt gab es zwar schon erste „richtige" Armbanduhren verschiedener Hersteller für Damen, welche jedoch weder in der Ganggenauigkeit noch in der Robustheit geeignet waren für militärische Zwecke und zu dem Zeitpunkt lediglich als modischer Gag und Trend wahrgenommen wurden.
Die Nachteile einer Taschenuhr im Felde oder Gefecht liegen klar auf der Hand: Es dauerte 10 Sekunden oder länger, sie aus der Tasche der engen und im Stoff dicken Uniformjacken zu ziehen. Dieser – im Gefecht extrem lange – Zeitraum konnte im schlimmsten Fall einen Geschosstreffer und Verwundung nach sich ziehen, weil man in den entscheidenden Sekunden vom Schlachtgeschehen abgelenkt und mit der Taschenuhr beschäftigt war.
Soldaten verschiedener Armeen begannen daher zunehmend, Taschenuhren in selbst gebastelte Lederriemen mit aufgenähter Hohllasche einzustecken um diese am Handgelenk tragen zu können und jederzeit einsetzen zu können.
Es gilt als gesichert, dass eine bekannte schweizer Manufaktur um 1880 als erster Hersteller eine Ausschreibung unter den Schweizer Kleinuhrenfabrikanten gewann und die deutsche kaiserliche Marine mit Taschenuhren verbunden mit solchen Armbändern belieferte, die zunächst bei Marine Angriffen und Seeschlachten mit mehreren Schiffen zum Synchronisieren der Geschütze und Salven dienten.
Im 2. südafrikanischen Burenkrieg (1899 – 1902) lieferten eben diese „Ledermanschetten Armband/Taschenuhren" neben anderen militärischen Innovationen wie dem rauchlosen Schießpulver, dem mehrschüssigen Magazin für Sturmgewehre und ersten Prototypen von Maschinengewehren einen entscheidenden Beitrag zum Sieg der damit technisch überlegenen Briten
Aus diesem Zeitraum ist der erste in der Literatur bekannte sozusagen „Testbericht" dieser Armbanduhrenmodelle überliefert: am 7. Juni 1900 berichtete ein Captain des „Nord Staffs. Rgt" im Burenkrieg an seine Vorgesetzten: „ich trug diese „Armbanduhr" während meiner Dienstzeit an der Front in Südafrika für 3 ½ Monate direkt auf meinem Handgelenk. Sie hielt die Zeit ausgezeichnet und hat mich niemals im Stich gelassen"
Es ist dokumentiert, dass die frühe kaiserliche Luftwaffe noch im ersten Weltkrieg (1914 – 1918) ihre legendären Jagststaffeln mit eben solchen Modellen standardmäßig ausrüstete. Die nunmehr industriell gefertigen Hohlledermanschetten waren auf der Rückseite mit den Initialen der Piloten oder besitzenden Offizieren und der Kennziffer der jeweiligen Jagdstaffel gestempelt. Auch von Kaiser Wilhelm II sind aus dem Zeitraum vor 1918 mehrere Fotos überliefert, auf denen er zur Uniform stolz dieses früheste aller militärischen Armbanduhrenmodelle trägt.
Ein weiterer entscheidenden Schritt war 1906 die Erfindung eines austauschbaren und in der Länge variablen (für Piloten zum Tragen am Oberschenkel über der Fliegermontur) Lederbandes an gelöteten Stegen oder Drahtschlaufen, welche das Durchziehen dünner Lederschlaufen ermöglichte. Dies war das erste sog. „Unterzugarmband" wie sie z.T. Heute noch militärisch oder für Taucher verwendet werden.
Ein großes Problem waren die damals ausschließlich verwendeten Kristallgläser, welche – vor allem im direkten Kampfeinsatz – sehr zerbrechlich und anfällig für Stöße und Splitter waren. Dem wurde ab ca. 1910 zunächst durch einfache, mit großen Löchern versehene Deckbleche (später eher Metallgitter , genannt „Schrapnell Schutz” um das Zifferblatt besser erkennen zu können) abgeholfen.
Es herrscht die irrige Meinung vor, diese Gitter der sog. "Schützengrabenuhren" wären ein Schutz gegen Granatsplitter gewesen. Das ist natürlich Unsinn! Einem Granatsplitter könnten weder irgendeine Armband- oder Taschenuhr noch egal welches vorgesetzte Gitter Widerstand leisten. Die Schutzgitter dienten zum Schutz vor mechanischen Krafteinwirkungen und Stößen bei den Arbeiten an der Front wie Graben, Tragen schwerer Balken beim Schanzen oder Bedienung, Be- und Entladung von Artilleriegeschützen mit schweren Geschossen.
Diese frühen Schutzbleche und Gitter waren zunächst Eigenbau oder wurden von völlig branchenfremden Handwerkern wie Schmieden oder Denglern gefertigt und einzeln zur bereits vorhandenen Uhr verkauft und auch falls nötig in der Größe angepasst: Die legendäre „Schützengrabenuhr" war geboren.
Die Schützengrabenuhr mauserte sich durch ihr eigenwilliges und auffälliges Design schnell zum Statussymbol des Kriegshelden und Frontkämpfers und wurde noch lange nach dem Krieg mit Stolz getragen und präsentiert.
Diese Aufwertung zum ordenähnlichen Statussymbol, vom einfachen Soldaten bis hin zum höchsten Offizier, erklärt auch, warum diese Schützengrabenuhren noch lange nach dem 1. Weltkrieg produziert, aufwändig und kunstvoll gestaltet und die Deckel zumeist aus Silber gearbeitet wurden obwohl dieses Metall viel zu weich für den Fronteinsatz war.
Als Fachbegriff dieser Schützengrabenuhren etablierte sich international „Half Hunter" (weil nur ein Teil des Zifferblattes zu erkennen war) oder schlicht „Trench Watch"
Bei aller militärischer Tauglichkeit und Bewährung im Fronteinsatz, waren diese frühen Militäruhren noch keine „echten" Militärarmbanduhren, sondern basierten sämtlichst auf Damentaschenuhren bzw. deren Werken. Diese frühen Modelle schafften den Sprung auf den zivilen, den „1. Markt" noch nicht und blieben fast zwei Jahrzehnte dem Militär vorbehalten.
Hauptlieferant dieser Fliegertaschenuhren vor und bis zum Ende des ersten Weltkrieges war eine Berliner Manufaktur. Diese Standard Fliegeruhr der frühen Reichsluftwaffe war auf dem Zifferblatt immer mit „Eigentum der Fliegertruppen" signiert und auf dem Gehäuseboden mit dem „Logo" der Fliegertruppe: dem Propeller mit zwei seitlichen Flügeln.
Der zweite große Lieferant dieses Uhrentypes war die Manufaktur des George Ducommun. Auffälligstes Merkmal beider Modelle war das gedrehte Zifferblatt bei dem sich die Krone unten und die indirekte Sekunde oben auf der eigentlichen „12" befand.
Mit Beginn des ersten Weltkrieges änderten sich Bedeutung und Nachfrage nach robusten und präzisen Armbanduhren rapide! Während die kaiserliche Armee immer noch mit einfachen Taschenuhren in Ledermanschetten ausgerüstet war, welche an Langriemenarmbändern über der Fliegermontur getragen wurden oder in den Ledermanschetten deutlich sichtbar im Cockpit eingehängt waren, wurden die alliierten Armeen – bestärkt durch die guten Erfahrungen aus dem britisch/holländischen Burenkrieg in Südafrika – mit einer breiten Palette militärischer Kleintaschenuhren mit auswechselbaren, fixen Armbändern auf feststehenden, gelöteten Stegen, ausgestattet.
Diese kleinen Taschenuhren wurden bereits vom Hersteller für den militärischen Einsatz aufgerüstet, hatten teilweise schon radiumgefüllte, selbstleuchtende Zeiger und die „Schrapnell Schutz Gitter" werkseitig angebracht, oft sogar mit bequemen Klappscharnier oder zum Abnehmen.
Dieser Typ erster echten Militärarmbanduhren wurde von den Herstellern mit „kriegerischen" Phantasienamen versehen wie „Mars" (vom griechischen Kriegsgott Mars), Bellum, in weiterer Abwandlung auch Rellum, „Hindenburg" oder in Anspielung auf die neu entwickelte U-Boot Waffe „U 29", „U21" etc., Zudem wurden weitere Features für den militärischen Gebrauch, wie ein kleiner im Gehäuse fest eingelassener Kompass, entwickelt und verbaut
In Deutschland wurden diese Modelle um 1950 zu einem Preis von 17,- Reichsmark (einfache Ausführungen) bis 37,- Reichsmark (für Modelle mit Sekundenzeiger) angeboten.
Professionell und auch auf dem zivilen Markt vertrieben und beworben wurden sie z.B. von den Unternehmen „Siemann Armee und Marine Uhren", Berlin, „Oswald Staerker" Pforzheim, der „Deutschland Uhren Manufaktur Leo Frank", aber auch bereits den später sehr bedeutungsvoll werdenden kleinen Manufakturen aus München, Pforzheim und Glashütte.
1914 befand sich die weltweite Nachfrage nach militärischen Armbanduhren auf ihrem ersten Höhepunkt. Armbanduhren waren nun keine Neuigkeit oder „Spielerei" mehr, sondern ein kriegswichtiger Ausrüstungsgegenstand. Die Hersteller kamen ab ca. 1912 kaum nach mit der Produktion echter Militäruhren.
Am meisten profitierte davon die 1915 in London gegründete Wilsdorf & Davis Ltd. , welche später, unter dem heute bekanntesten Namen für Luxusuhren, zu d e r international renommierten Luxus Uhrenmanufaktur aufstieg. W&D baute in den ersten Jahren zunächst nur eingekaufte Werke (z.B. von der später übernommenen Firma Rehberg) in ebenfalls eingekaufte Gehäuse, z.B. der Firma Dennisson.
Hans Wilsdorf, der Gründer und Direktor von W&D, war der erste starke Befürworter von Armbanduhren seit der Jahrhundertwende. Während andere noch über diesen neuen Trend spotteten, experimentierte Wilsdorf bereits seit Jahren an deren Präzision, Zuverlässigkeit und Ganggenauigkeit. Man sagt, dass der Deutsche Hans Wilsdorf mehr für Entwicklung der heute bekannten Armbanduhr geleistet hat als irgendein anderer Mensch seiner Branche.
Wilsdorf unterzog seine Armbanduhrwerke strengsten Prüfungen und Belastungstests. Er war es auch, der auf die Idee kam, seine Neuentwicklungen regelmäßig an die Sternwarte Neuchatel (Schweiz) zur nochmaligen Prüfung zu schicken und kann daher durchaus als Erfinder des Chronometers bzw. der Chronometerprüfung bezeichnet werden, der sich noch heute die besten und hochwertigsten Uhrenmanufakturen und Modelle der Welt freiwillig unterziehen.
W&D erhielt die erste Armbanduhren Chronometer Auszeichnungen von der Schule der Uhrmacherei in Biel (1910), und die Klasse "A" Certificate of Precision aus dem Kew Observatorium in England (1914). Bis zum heutigen Tag hat W&D mehr Zertifikate aus dem Contrôle Officiel Suisse des Chronomètres (COSC)als alle anderen Uhrenmanufakturen der Welt zusammen.
Noch während des 1. Weltkrieges erkannten oder ahnten andere Hersteller wie Franz Baumgartner, Borgel oder Dennison den bevorstehenden Siegeszug der jungen Armbanduhr und trugen ihren Teil an der Entwicklung immer besserer Gehäuse, welche widerstandsfähiger gegen Splitter, Stöße, Staub oder Wasser waren.
Weitere Entwicklungen der Nachkriegszeit war die Erfindung von massiven, feststehenden Stegen aus Metall, die der massiven Lünette um Gehäuse, Glas und Werk besser zu schützen sowie die indirekte Sekunde mit Hilfszifferblatt als Vorläufer der späteren und bis heute gebräuchlichen „zentralen Sekunde". Die Entwicklung und Vorstellung der ersten wirklich absolut wasserdichten Armbanduhr blieb 1926 jedoch W&D mit seiner bis heute erfolgreichen übersetzt „Oyster" bezeichneten Armbanduhr vorbehalten.
Als nächster Meilenstein der militärischen Armbanduhr gelten um 1928 – 1930 die frühen Schweizer Militäruhren mit Pfeilindex. Als Vorläufer des ab 1932 bekannten Chronographen mit Sekundenzeiger und Nullstellung – vor allem für Piloten der Luftwaffe zur Berechnung von Flugzeit, Benzinverbrauch- bzw. Vorrat etc. - hat ein nicht bekannter Erfinder und Uhrmacher um 1926 eine drehbare Lünette mit aufgesetztem Pfeilindex erfunden und entwickelt.
Diese Urlösung für Piloten und fliegendes Personal ist nicht mit den vielfältigen Möglichkeiten eines Schaltradchronographen vergleichbar, aber, indem man den Indexpfeil mit der drehbaren Lünette entweder auf die Uhrzeit des Abfluges oder aber auf die Uhrzeit bis zu welcher der Treibstoff maximal reicht, einstellt, hat man eine mehr oder weniger präzise und jederzeit problemlos abrufbare Information und das eben ohne weitere Instrumente in die Hand nehmen und benutzen oder sich separate Notizen machen zu müssen.
Weitere typische Merkmale dieser Modelle waren extrem breite, gebogene Bandanstöße und die Tatsache, dass sie so gut wie niemals mit Hoheitszeichen signiert waren, weil eine Fliegertruppe in den 20er Jahren in Deutschland laut Versailler Vertrag nicht erlaubt war und aus diesem Grund nicht als solche auftreten und signierte Ausrüstungsgegenstände ausgeben durfte.
Tatsächlich haben innerhalb von zwei Jahren wirklich absolut alle bekannten Manufakturen in Deutschland und der Schweiz diese frühen Fliegeruhren mit drehbarer Rändellünette und Pfeilindexierung zur ausschließlich militärischen Verwendung produziert.
Zuständig für die Entwicklung und Beschaffung dieser Ausrüstungsgegenstände war das legendäre Flieger Ass der jungen (und schon Jahre vor ihrer offiziellen Gründung entgegen des Versailler Vertrages existente und operierende) Reichsluftwaffe, Ernst Udet, welcher von seinem alten Fliegerkamerad aus den Jasta (Jagtstaffeln der kaiserlichen Fliegertruppen) Zeiten des ersten Weltkrieges und späterem Reichsminister für Luftfahrt, Herman Göring, mit dieser wichtigen Aufgabe betraut wurde.
Es ist nicht bekannt, wer diesen Uhrentyp erfunden hat und welche Manufaktur sie als erstes hergestellt hat. Mitte der 30er Jahre wurde diese frühe Fliegeruhr der Reichsluftwaffe dann Zug um Zug ersetzt von mittlerweile erfundenen echten Chronographen und den legendären B-Uhren mit bis zu 60mm Durchmesser, welche über den Fliegermonturen getragen wurden.
Infanterie und Bodenpersonal erhielt ab 1935 sog. "Dienstuhren der Wehrmacht", welche von allen Herstellern produziert und geliefert wurden. Diese quasi "Standardmilitäruhren" waren zumeist 35cm im Durchmesser, verfügten über eine indirekte Sekunde, radium gefüllte Zeiger und Indices, oftmals auch einen antimagnetischen Weicheisenschutz für das Werk.
Diese Dienstuhren der Wehrmacht waren oftmals mit einem Kürzel für die zugehörige Waffengattung oder Wehrmachtsteilsigniert, z.B. die Buchstaben "D" und "H" für "Deutsches Heer", "RLM" für Reichsluftfahrtministerium, "DAK" für "Deutsches Afrika Korps" oder auch nur einem "D" für Deutschland.
Copyright 2010: Reiner Haas
